Maria gründet – weil es gemacht werden muss!

Maria Nelz ist eine von 20 Teilnehmerinnen von Business, Baby! Die 35-jährige Mama von zwei Töchtern (14, 16) befasst sich in ihrem Job bei einer NGO (Nichtregierungsorganisation) mit politischer Bildung und globalem Lernen. Das Mentoring-Programm für Mütter gab ihr den finalen Impuls, ihre Gründungsidee in die Tat umzusetzen: eine diskriminierungskritische Fahrschule in Dresden. Marias Ziel ist es, einen sicheren Ort für diejenigen zu schaffen, die von Diskriminierung und rassistischen Vorfällen in Fahrschulen betroffen sind.

Wie bist du auf die Idee gekommen?

Mein Partner ist aus Nigeria und insofern selbst von Rassismus betroffen. Er und viele seiner Bekannten haben oft keinen Führerschein, obwohl sie einen bräuchten, weil sie sich nicht der Diskriminierung in den Fahrschulen aussetzen möchten. Darüber hinaus gibt es in Dresden auch kaum Fahrschulen, die mehrsprachigen Theorieunterricht anbieten. Das ist ziemlich weltfremd angesichts der Tatsache, dass viele Fachkräfte, beispielsweise in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, aus dem Ausland angeworben werden und noch kaum deutsch sprechen.

Wie gehst du die Gründung an, wo stehst du da bereits?

Business, Baby! ist quasi mein erster Schritt in Richtung Gründung. Mit Hilfe meiner Mentorin ermittele ich jetzt erstmal, ob sich die Geschäftsidee wirtschaftlich lohnen würde. Weiter ginge es dann mit der Fahrlehrerausbildung. Die dauert etwa 8 Monate.

Was war für dich der Impuls, dich selbstständig zu machen. Warum willst du gründen?

Ich beobachte das Thema Fahrschule schon länger und dass hier etwas getan werden muss. Aber ehrlich gesagt habe ich mich da anfangs überhaupt nicht gesehen. Ich dachte eher: Ja, da muss mal jemand ran! Bis dann irgendeiner sagte, Maria, mach du das doch. Als Akademikerin fand ich den Gedanken erst total komisch, selbst Fahrlehrerin zu sein. Bis mir aufgefallen ist, dass es natürlich einfach ist, immer nur zu sagen, was fehlt. Inzwischen denke ich mir, dass es eine tolle Möglichkeit ist, etwas zu verändern und damit ja auch den Grundstein für weitere Fahrschulen zu legen. Der endgültige Impuls es anzugehen, kam tatsächlich durch das Mentoring-Programm.

Du hattest also vorher nie vor, in die Selbstständigkeit zu gehen, sondern die Idee hat dich quasi zum Gründen bewegt?

Ja genau. Ich bin eigentlich gar nicht unglücklich mit meiner aktuellen Arbeit. Ich würde mir nur wünschen, dass die Erfolge meiner Arbeit etwas messbarer werden und nicht nur in der Theorie bleiben. Die Fahrschule würde ich daher erst einmal nebenberuflich aufbauen.

Was halten deine Töchter von deinem Vorhaben?

Die finden das sehr cool und wollen dann natürlich gleich bei mir ihren Führerschein machen. Das ist gleich das nächste Thema. Diskriminierung kann ja auch ein Geschlechterthema sein und kann sich dann bei nicht-weißen Frauen sogar multiplizieren. 

Wenn du in dein Umfeld schaust, wie nimmst du da Frauen in der Selbstständigkeit wahr?

Meine Mutter ist da für mich ein großes Vorbild. Sie ist mit 36 Jahren allein mit uns Kindern aus Dresden nach Niedersachsen gezogen und hat dort mitten auf dem Land eine Zahnarztpraxis gegründet. Sie hat es geschafft, quasi mit nichts und einem großen Schuldenberg durch den Kredit, ihr Geschäft aufzubauen und hat es nicht nur finanziell zu Erfolg, sondern auch zu viel Anerkennung gebracht. Komischerweise war es für mich aber nie eine Option ihrem Vorbild zu folgen. Ich habe jahrelang eher gedacht, dass Unternehmertum und etwas zur Gesellschaft beizutragen sich gegenseitig ausschließen. Das lag auch teilweise an meinem Umfeld. Inzwischen denke ich mir aber, dass ich am meisten erreiche, wenn ich mich nicht nur zurückzulehne und die Dinge in der Theorie kritisch observiere, sondern indem ich mitmache - es aber anders mache.

Glaubst du, dass Frauen sich generell schwerer tun als Männer, unternehmerisch zu handeln und Geld für ihre Leistung einzufordern? Beispielsweise auch in Hinblick auf das klassische Rollenbild.

Das würde ich persönlich nicht sagen, weil es mir auch einfach anders vorgelebt wurde. Meine Mutter hatte damals zum Beispiel viel mehr verdient als ihr Partner, sodass er dann zu Hause geblieben ist und sich um den Haushalt gekümmert hat. Trotzdem habe ich mich später auch jahrelang mit meiner gesellschaftlichen Rolle als alleinerziehende Mutter selbst degradiert, also es auch als Vorwand genommen, dass ich beispielsweise nicht so viel verdienen werde, wie andere mit meiner Qualifikation. 

Zurück zu Business, Baby!: Was sind deine größten Herausforderungen und Ängste bei der Gründung?

Die Wirtschaftlichkeit und das finanzielle Risiko. Die Sorge finanziell langfristig schlechter dazustehen als jetzt, gefällt mir natürlich nicht. Auch über die Work-Life Balance mache ich mir Gedanken, konkret zum Beispiel auch die Frage nach der weiteren Familienplanung und was wäre, wenn ich doch nochmal ein Kind bekommen möchte.

Was erhoffst du dir von den nächsten Monaten, was wäre dein Ziel nach dem Mentoring und was sind die nächsten Schritte?

Ich möchte klar benennen, vor allem auch beziffern können, wie der Weg aussieht. Also eine konkretere Vorstellung davon bekommen, was mich erwartet. Dazu gehört auch das Thema Finanzierung und Fördermöglichkeiten. Eine der Business, Baby!-Teilnehmerinnen hat passenderweise einen Fahrlehrer in der Verwandtschaft. Mit dem möchte sie mich vernetzen und ich kann ihm einige meiner Fragen stellen.

Danke, Maria!